Title
Kunstvermittlung als Sozial-, Integrations- und Sprachpartnerin
Subtitle (de)
Eine Analyse von Angeboten und Initiativen der Kunstvermittlung für Erwachsene mit Fluchterfahrung oder Deutsch als Zweitsprache in Wien und österreichweit
Description (de)
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist die Bestimmung der pädagogischen und institutionellen Ansprüche an Initiativen der Kunstvermittlung, die sich vor allem an Erwachsene mit Fluchterfahrung oder Deutsch als Zweitsprache richten. Näher untersucht werden Angebote österreichischer, darunter speziell Wiener, Kunstinstitutionen. Meine zentrale Frage lautet, wie diese Institutionen mit Mehr-sprachigkeit und der politischen Forderung nach Integration in ihrer Vermittlungspraxis umgehen. Dabei kommen gesellschaftlichen Kategorisierungen und Sprachhierarchien besondere Bedeutung bei der Entwicklung solcher Projekte zu. Außerdem beeinflusst die Verflechtung von Kunst- und Sprachvermittlung mit karitativen Zwecken auch die gesellschaftliche Funktion von Museen.
Die enge Verbindung von Kunstvermittlung mit politischen Bedingungen und postkolonialen Struk-turen wurde bereits von mehreren Forscher_innen untersucht. Vorreiter_innen im deutschspra-chigen Raum der Kritischen Kunstvermittlung sind Carmen Mörsch, Nora Sternfeld, Eva Sturm und andere sowie Paul Mecheril im Gebiet der Migrationspädagogik. Diese Diskurse gehen davon aus, dass Kunstvermittlung in Museen, die sich an diese Zielgruppe richten, symbolische und politische Macht über diese Menschen ausüben. Allerdings besitzen sie auch das Potential, hegemoniale Strukturen zu dekonstruieren und Empowerment zu ermöglichen.
Durch die detaillierte Untersuchung von fünf Kunstvermittlungsprojekten in Wien zeigt diese Dip-lomarbeit eine Vielfalt an Strategien, Konzepten und Methoden im Umgang mit migrationsgesell-schaftlicher Realität und Beziehungsgestaltung zwischen Institution und Subjekten auf. Auf Basis dieser Fallstudien erarbeite ich konkrete Empfehlungen anhand von „best practice“-Beispielen. Darüber hinaus gebe ich einen Überblick über aktuelle, österreichweite Trends in der Kunstvermitt-lung unter diesen Vorzeichen. Damit versuche ich auch die Lücke in der deutschsprachigen For-schung, die sich in erster Linie auf Deutschland und die Schweiz bezieht, zu schließen.
Description (en)
This paper aims to determine the scope as well as the pedagogic and institutional requirements of art educational initiatives mainly targeted at refugees or adults speaking German as a second lan-guage. The survey focuses on Austrian and especially Viennese art museums. The key question is how these art educational endeavors deal with multilinguism and the political demand for integra-tion of these people. Within this context, notions of societal categorization as well as segregation and language hierarchy are integral for the creation of such projects. Moreover, the close intercon-nectedness between art education, language education and dedication to charitable causes of these initiatives challenges the role of museums in society.
The close relationship of art education to political circumstances and postcolonial ties has already been researched by various scholars within the discourses of the critical art education (e.g. Carmen Mörsch, Nora Sternfeld, Eva Sturm among others) as well as those of Migrationspädagogik [peda-gogy in relation to migration] by Paul Mecheril et al. Following their ideas, art educational projects with this specific target group tend to wield symbolic and political power over those subjects. How-ever, art education in museums can also potentially deconstruct this hegemonial practice and ena-ble empowerment.
By examining five Viennese art education programs closely the paper demonstrates a variety of strategies, concepts and methods in dealing with minority groups. Based on these findings I draft tangible recommendations referring to examples of best practice from the case studies. Further-more, this paper gives an overview of current trends in Austrian art education within this context, aiming to close the gap in research which particularly focuses on developments in Germany and Switzerland.