Subtitle (de)
eine sozio-kulturelle Untersuchung zum Phänomen des Wartens
Description (de)
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem Topos Warten, einer Situation mit der jeder Mensch in seinem Leben alltäglich konfrontiert wird. Der Umgang und die Ausgestaltung des Wartens werden als kulturelles Phänomen beleuchtet, wobei offenbar wird, dass Warten in der Gesellschaft vor allem negativ wahrgenommen wird. Als Folge der sich in der Wartesituation vergegenwärtigten Ohnmacht des Wartenden, führt dies im Extremfall dazu, dass Warten als Machtmittel eingesetzt wird. Mit den Mitteln der Hermeneutik definiert und umkreist die Abhandlung das Thema collagenhaft auf Basis verschiedener geisteswissenschaftlichen Abhandlungen des Wartens sowie einer semantischen Untersuchung.
Ausgelöst durch die Entdeckung sehr unterschiedlich gestalteter Bushaltestellen und Wartehäuschen in protestantisch und katholisch geprägten Regionen, geht diese Arbeit der Frage nach, ob es konfessionelle Unterschiede in der Haltung zum Warten gibt. Mittels fotografischer Dokumentation und Interpretation der Haltestellenarchitekturen, sowie Gesprächen mit Experten aus Theologie, Kulturwissenschaft und Soziologie wird diese These überprüft und zunächst eine Schlussfolgerung gezogen:
Während in katholischen Gegenden Haltestellen in üppig dekorativer Ausschmückung an Kapellen erinnern, sind diese in protestantisch geprägten Regionen karg und auf das Wesentliche reduziert. Analog zum Sakralbau beider Konfessionen, scheint dem eine gegensätzliche Auffassung zu Grunde zu liegen: die katholische Gestaltung veranlasst zu demütigem, passiven und bequemen Warten in solider, bildstarker und erbaulicher Atmosphäre, während die protestantische Wartearchitektur ein auf sich selbst zurückgeworfenes, schutzloses und damit aktives Warten begünstigt, in der die Wartezeit progressiv und nicht ungenutzt verstreichen soll.
Description (en)
The present research inquires into the topos of waiting, a situation every human being has to deal with as an everyday occurence. Handling and organization of waiting are spotlighted as cultural phenomena, whereby waiting is revealed as mainly negatively connoted. Used as an instrument, waiting can demonstrate the powerlessness of the subject forced to wait. Based on several cultural studies and assisted by a semantic survey, the hermeneutical disquisition consistently revolves around the topic of waiting.
Initiated, originally by the discovery of differently designed bus stops in Protestant and Catholic milieus, this survey investigates confessional differences of attitudes towards waiting. For this purpose photographic documentation and interpretation of bus stop architecture, as well as interviews with specialists in theology and cultural studies, are used to test the thesis of different waiting designs with Catholics and Protestants. Thereby the following conclusions can be drawn:
While Catholics tend to embellish their bus stops with solemn opulence reminding on chapels, Protestants shape theirs rather plainly and reduced to the essence. There is evidence of an antithetic concept along the lines of sacral architecture of both confessions: Catholic shaping seems to induce submissive, passive and convenient waiting within a solid, pictorial atmosphere. Contrariwise the Protestant style calls for self-reflected, unprotected, but active waiting, which encourages making effective use of waiting time in a progressive way.
Keywords (de)
Warten, Konfessionen, Katholisch, Protestantisch
Keywords (en)
Waiting, Confessions, Catholic, Protestant