Title (deu)
adaptive succession
Author
Doris Krüger
Description (deu)
adaptive succession, 2002 Pigmentprints, 111 x 111 cm 3 teilige Serie, 3/3 die 3. Art, 2002 Pigmentprints, à 100 x 69,5 cm 3 teilige Serie, 3/3 I. Die Arbeiten schließen an die aktuelle Reihe "under construction" an, mit der ich mich seit Längerem beschäftige. Das Prinzip basiert auf einer gezielten Auswahl von Fotografien, die am Computer in Einzelelemente zerlegt und in unerwartete, aber keineswegs abstrahierte Bilder transformiert werden. Das Ausgangsmaterial entstammt fremden Bildarchiven. Im Falle der beiden neuen Arbeiten war es das wissenschaftliche Archiv der Tropenabteilung des Botanischen Institutes, Wien. Von wem, wann und wo diese Fotografien entstanden, ist hier bedeutungslos. Bedeutsam ist die Tatsache, daß die verwendeten Fotografien zu unterschiedlichen Zeiten in völlig verschiedenen Gegenden und Lebensräumen aufgenommen wurden und jetzt als Konstruktion gänzlich neu entstehen. II. Diese Neukonstruktion wird zum Schritt in einen Grenzbereich - aber was ist darunter zu verstehen? Das Prinzip der Zerlegung und Zusammensetzung sowie der Wiederholung von Elementen dient als Formprinzip um die Tatsache der Konstruktion zu verdeutlichen - Konstruktion sowohl als vorgefundene Tatsache als auch als neugeschaffene, auf sich selbst verweisende Äußerungsform. Der Grenzbereich, läßt sich daran anschließen, ist die Fotografie selbst. III. Fotografie dient mir nicht zur Wiedergabe oder, per Manipulation, zur Korrektur der Wirklichkeit. Ich reflektiere das Medium selbst und suche eine Ausdrucksform, um mit der Zweidimensionalität der Fotografien räumlich zu arbeiten. Die Erweiterung der analogen Fotografie in Richtung digitaler Aufnahmetechnik, sowie digitaler Bildbearbeitung beinhaltet einen Vorstoß, der über die rein technische Komponente weit hinausgeht. Der Schritt der Digitalisierung ermöglicht eine Weiterbearbeitung der Fotografien im "digital darkroom". Das bedeutet ein Arbeiten in den virtuellen Ebenen der Bildbearbeitungsprogramme, also eine räumliche Erweiterung, des bisher zweidimensional gedachten Mediums. Die verschiedenen Ebenen der Bildbearbeitungsprogramme erlauben ein "Davor" und ein "Dahinter". Es ist paradoxerweise der digitale Bildraum, der auf Pixelebene die Körperlosigkeit und die Auflösung des Raumes bedeutet, der nun gleichzeitig die Fotografie in die Unendlichkeit des virtuellen Raumes überleitet. Auch ein Bewegen von Bildelementen wird möglich, was zum einen als eine Annäherung der Fotografie an das bewegte Bild gesehen werden kann, definitiv aber wird nun auch der Faktor der fotoimmanenten Zeitlichkeit aufgebrochen und neu zur Diskussion gestellt. Diese mediale Reflexion wird noch durch die Tatsache der Neukonstruktion unterstrichen. Das Zusammenfügen von Bildelementen aus gänzlich verschiedenen Orten und Zeiten, läßt eine Welt entstehen, die in irritierender Weise zwischen Realität und Fiktion oszilliert und keinem der beiden Pole alleinig zugeschrieben werden kann. Der ohnehin in Frage gestellte Authentizitätsanspruch des Reproduktionsmediums wird an dieser Grenze gänzlich aufgelöst. Diese Tatsache wird durch das Sujet noch verstärkt. Welcher Art ist dieser Raum? Sehen wir die Vegetation in Nah-, oder Fernsicht? Ist es ein Mikro oder ein Makrokosmos in den wir eindringen? Digitale Eingriffe dominieren das Bild. Die Größenverhältnisse erscheinen verzerrt, einzelne Elemente wiederholen sich mehrmals, rücken unerwartet dicht aneinander. In "adaptive succession" hält ein vereinheitlichender Hintergrund die Bilder zusammen und schafft eine eigenartige, zeit- und ortlose Traumlandschaft, ein kulissenhaftes Paradies. "Die 3. Art" thematisiert das Medium Fotografie bis an die Grenze seiner Auflösung. Der Konstruktionscharakter wird schonungslos offengelegt. Lücken und Löcher zwischen den Blättern - dahinter das leere Papier! Kein Hintergrund suggeriert mehr Landschaft oder täuscht einen Realraum vor – die Bildtiefe entsteht nun ausschließlich aus der Überlagerung der Vegetationselemente. IV. Das Sujet der Urwaldvegetation als Symbol von Natürlichkeit, als Idealraum und Sinnbild von Unberührtheit steht für kulturelle Projektion und konnotierte Metapher von Natur per se. Auf Grund des verwendeten Bildmaterials reichen die beiden Arbeiten aber auch hinein in das Feld der Naturwissenschaften und stellen sich neben der kunstgeschichtlichen Debatte um den Landschaftsbegriff auch in einen erweiterten Zusammenhang von biologischer Vielfalt, Genetik, Bioinformatik und verschiedenen Ideen von Natürlichkeit, Heterogenität und Hybridsein. Das Wiederholen identer Elemente, die Manipulation von Form und Eigenschaften von Pflanzen, der künstliche Schaffensprozeß einer neuen Welt deckt die Schwammigkeit des Artbegriffs in einem zunehmend transgenen Kontext auf und hinterfragt das gängige Konzept des Natürlichen und Authentischen. Und über die Frage nach Authentizität gelangen wir letztlich wieder zum Medium der Fotografie: nicht als festgefrorenes Moment der Wirklichkeit, sondern als variables Material für neue Räume, Welten und Formen.
Keywords (deu)
Krüger DorisKowanzDiplom Sommersemester 2002Konstruierte Landschaft
Subject (eng)
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14.12.2022 05:16:28
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