Description (de)
2021 sollen die Fächer Technisches und Textiles Werken österreichweit nicht mehr getrennt geführt werden, sondern als ein gemeinsames Fach, das sich nicht auf bestimmte Materialien oder Techniken festlegt. Diese Arbeit untersucht, welche Probleme sich bei einer Zusammenlegung unter den derzeitigen schulischen Rahmenbedingungen ergeben. Dafür wurden Interviews mit Lehrpersonen geführt, an deren Schulen die beiden Fächer bereits gemeinsam unterrichtet werden, um herauszufinden, wie die Unterrichtspraxis aussehen kann.
Im ersten Teil wird die Geschichte des Werkunterrichts dargelegt, wobei herausgearbeitet wird, wie sich die beiden Fächer Textiles und Technisches Werken unabhängig voneinander aus den „Mädchenhandarbeiten“ und den „Knabenhandarbeiten“ entwickelt haben, und daher noch immer Geschlechtsstereotypen repräsentieren und möglicherweise reproduzieren können, während sie aber inhaltlich viele Überschneidungen aufweisen. Des Weiteren werden unterschiedliche, im Laufe der letzten hundert Jahre entwickelte Zielsetzungen der beiden Fächer dargestellt. Der Werkunterricht wird anschließend mit verschiedenen Argumenten pädagogisch und gesellschaftlich legitimiert.
Im zweiten Teil werden die mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse aus den Interviews gewonnenen Ergebnisse präsentiert, wobei gezeigt wird, welche Umsetzungsmöglichkeiten des Faches es gibt und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. Die derzeitigen Rahmenbedingungen verhindern, dass ein gemeinsamer Unterricht, in dem die Grenzen zwischen „technisch“ und „textil“ aufgelöst sind, funktioniert. Dabei sind besonders die räumliche Trennung und die unterschiedliche Ausbildung und Lehrerfahrung der Lehrpersonen ein hemmender Faktor.
Zuletzt werden aus den Ergebnissen acht bildungspolitische Forderungen abgeleitet, deren Umsetzung Voraussetzung für ein Gelingen des neuen, zusammengelegten Faches ist, u. a. die Entwicklung eines zeitgemäßen Lehrplans, die Konzeption und Realisierung eines gemeinsamen, kreativitätsfördernden räumlichen Ambientes und eine flächendeckende Nachschulung von Lehrpersonen.
Description (en)
In 2021 the Austrian middle school (Unterstufe) subjects Technical Crafts and Fibre Crafts (Technisches Werken und Textiles Werken) will no longer be taught as two separate subjects. Instead a new subject will be introduced, combining aspects of both Technical Crafts and Fibre Crafts without focussing on any particular material or technique. The aim of this thesis is to investigate which problems occur in this restructuring within the current situation at schools. For this purpose, teachers of schools in which a collaboration of both subjects has already been implemented have been interviewed about their teaching practices.
The first part explains the history of how the two subjects developed separately as “girls’ crafts” (Fibre Crafts) and “boys’ crafts” (Technical Crafts) and are therefore representing old gender stereotypes and may be able to reproduce these stereotypes whilst sharing many educational contents. Thereafter, it is shown how the two subjects developed different objectives over the course of the last hundred years. On this basis, the teaching of the subjects per se is societally and pedagogically justified through a variety of arguments.
The second part reports the results which were retrieved out of the interviews using Qualitative Content Analysis. Different ways of implementing a collaborative craftwork subject are shown, as well as problems that occur. Under the current circumstances, it is impossible to implement the subject without a borderline between “technical” and “fibre” aspects. Especially the facts that the two workshops are spatially separated and that often teachers are educated and experienced in just one of the two subjects, complicates the collaboration.
Based on these results, eight factors for a successful teaching and learning experience within the combined subject are developed, such as the need to develop a modern curriculum, to draft and realise a concept for a combined, inspiring workshop environment and to offer trainings for all affected teachers.