Description (deu)
Ausgehend von der Metapsychologie des Bildes untersucht diese Diplomarbeit die paradoxe Bildstruktur, die Georges Didi-Huberman mit dem Begriff der Schwelle assoziiert und kontextualisiert diese in dem weiteren Zusammenhang von Sichtbarkeit, Blickgeschehen und einer Logik des Übergangs, wie sie sich im Bild als Schwelle zeigt. Mit der Begriffsperson des Schwellensuchers, wie sie vom Werk Peter Handkes inspiriert wurde, werden im ersten Abschnitt in mehreren Kapiteln zur Schwellenkunde diverse etymologische, kulturgeschichtliche, mythologische, geologische, psychologische, philosophische, wahrnehmungsphysiologische, ethnologische, topographische etc. Kontexte der Schwelle als eines Begriffs aus der Topographie des Zwischen nachgezeichnet, um die generelle Bedeutung und Funktion sowie die spezifische Räumlichkeit des Schwellenbegriffs als Liminalität, Kraftfeld, Passage, Zwischenraum, Übergangszone etc. präsent zu machen. In den explizit bildtheoretischen Überlegungen werden diese Befunde hinsichtlich der Medialität von Bildern fruchtbar gemacht. Es wird herausgestellt, inwiefern Bilder auf der Schwelle zwischen Selbst und Anderem, Grund und Figur, Materie und Immateriellem, Körper und Geist, Wahrnehmung und Erkenntnis, Oberfläche und Sinn, Bildvehikel und Bildobjekt einen kulturstiftenden Raum der Bedeutsamkeit eröffnen. Schließlich werden anhand ausgewählter Bildbeispiele aus verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte drei spezifische Konstellationen von Bildschwellen analysiert. Die verschiedenen Spielarten von Liminalität – Immersion, Übergang, Grenze, Transzendenz, Tabu, Entgrenzung – werden in direkter Auseinandersetzung mit einzelnen Kunstwerken und den ihnen entsprechenden Raumkonstellationen untersucht. Diese kommen unter anderem als Schwellenräume oder Raumschwellen zum Vorschein und verweisen auf die Tragweite eines ästhetischen Begriffs der Schwelle im Kraftfeld von Bildräumen.