Description (de)
Fünf Männer sind um ein Schriftstück versammelt und scheinen darob ins Gespräch vertieft. Doch ihre Münder sind geschlossen. Der deutsche Maler Wilhelm Leibl lässt die Figuren in seinem Gemälde Die Dorfpolitiker aus dem Jahr 1877 verstummen. Sie sehen lumpig aus, sind aus dem Leben gegriffen. Jeder für sich ein Eigener, von den Hautfalten seiner Hände bis zu den Bartstoppeln im bewegten Gesicht, und doch ein Typ für viele seines Schlages. Das Temperament jedes einzelnen manifestiert sich in den gespannten Körperhaltungen.
Doch was wird uns hier einer Anekdote gleich in aufwendiger Manier geschildert? Wird hier tatsächlich politisiert, wie es der nachweislich falsche Titel suggeriert? Falls ja, wie ließe sich die Politik dieser Art beschreiben? Folgt sie der „realen“ Darstellungsweise, und wenn ja, inwiefern? Welche Politiken kommen tatsächlich zum Ausdruck und wie „real“ sind sie a) formal und b) inhaltlich? Antworten sollen, neben einer intensiven Befragung des Gemäldes selbst, auf der Folie der Klärung zweier Begriffe gefunden werden: einerseits den durch des Malers Zeitgenossen von Rochau und Bismarck geprägten Begriff der „Realpolitik" und ande-rerseits durch eine Definition des künstlerischen Realismus im Werk Leibls. Auch das Span-nungsverhältnis zwischen beiden, das sich vor dem Hintergrund der deutschen Reichsgrün-dung und des damit einhergehenden um sich greifenden nationalistischen Gedankenguts er-klärt, verlangt eines Blickes.
Description (en)
In this bachelor thesis the author questions the relationsship between the term and concept of "realpolitik" in the sense of political realism and the work "Die Dorfpolitiker" of the German realist painter Wilhelm Leibl (1844-1900), showing five peasants grouped together around a document. Do they really talk politics how it is suggested by the provable wrong title? And if so, how "real" are there politics as depicted in the painting? Furthermore, how the realistic painting style is connected with the uprising nationalism within the new German unitary state?