Das Alltagsleben unserer Konsumkultur wird heute wie früher von heiligen und profanen Ritualen strukturiert. Die Modeindustrie bedient sich einer rituellen Dramatisierung, wenn es darum geht, die neue Mode im Frühling und im Herbst vorzustellen und damit die alte Kollektion abzulösen. Diese Dramatisierung beinhaltet zwei grundlegenden Elemente, die schon in griechischen Ritualen verwendet wurden: Die Prozession und das Opfer. Die Prozession findet in den Modehauptstädten der Welt statt und heißt heute Modeschau (catwalk show) und hat eine große mediale Anziehungskraft. Hingegen wird das Opfer der Mode unbewusst in den Schaufenstern der Einkaufsstraßen während des Abverkaufs (Saisonschlussverkauf) dramatisiert. Es ist das letzte Kapitel der offiziellen Repräsentation der Mode.
Gesellschaftliche Krisen werden durch Rituale aufgearbeitet. Einer ebensolchen Krise in unserer Konsumkultur begegnen wir während des Abverkaufs. Ein Kleidungsstück, das noch vor wenigen Tagen modisch war, wird von einem Tag auf den anderen unmodisch und kostet nur mehr die Hälfte. Die Dekorationen der Modeschaufenster während des Abverkaufs folgen auf erstaunliche Weise den visuellen Strategien der Passageriten in früheren Zeiten. Dunkelheit, Nacktheit, Durcheinander und Hässlichkeit unterbrechen die Ökonomie der Schönheit. Der Warenfetisch wird vom Sockel gestoßen, bevor er mit der neuen Mode im Frühling wieder inthronisiert wird. Diese symbolische Praktik der Modeschaufenster wird anhand von Bildern analysiert, die während des Winterabverkaufs in Paris, London, Hamburg und Wien aufgenommen wurden. Mit Hilfe von Bildtheorie, Anthropologie und Ritualtheorie wird der Versuch unternommen, diese intuitiven Bilder zu entschlüsseln, um diesen dionysischen Ritus unserer Gegenwart zu beschreiben
Description (eng)
The day-to-day life of our consumerist culture continues to be structured according to sacred and secular rituals. The fashion industry turns to ritual dramatisation when it is time to unveil new fashions for spring and autumn and sweep away the old collections. There are two basic elements to this dramatisation, which were also utilised in Greek rituals: the procession and the sacrifice. The procession takes place in the world's fashion capitals: this element, which exerts a magnetic appeal on the media, is now referred to as a catwalk show. Meanwhile, the sacrifice of fashion is subconsciously dramatised in the display windows of shopping streets during the end-of-season sales. This is the final chapter in the official representation of fashion.
Rituals play a role in overcoming societal crises. We encounter precisely such a crisis within our consumer culture during the sales. An item of clothing regarded as fashionable just a few days earlier is declared unfashionable overnight, and its price tag is cut in half. The decorative evolution in fashion display windows during the sales conforms to the visual strategies of ancient rites of passage to an astonishing degree. Darkness, nakedness, chaos and ugliness shatter the economy of beauty. The fetish for consumption is ripped from the socket, only to be restored to full power when the new fashions arrive in the spring. The symbolic practice of the fashion window will be analysed using pictures taken during the winter sales in Paris, London, Hamburg and Vienna. Drawing on picture theory, anthropology and ritual theory, an attempt will be made to decipher these intuitive images and arrive at a narrative for this Dionysian ritual of our times
Keywords (deu)
Harald GründlProf. TerzicProf. WeibelWintersemester 2005/2006The death of fashionDissertationWissenschaftliche Arbeit
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Provenance (eng)
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