Description (de)
Wörtlich genommen bedeutet der Titel dieser Arbeit, KINOa.a.O., die Verlagerung des Kinos
an einen zuvor angegebenen, also an einen bestimmten, konkreten Ort, beispielsweise eine
Tiefgarage in Zürich. In der zweiten Bedeutung der Abkürzung, am anderenOrt, klingt der
Ort als etwas an, das sich vom angegebenen unterscheidet, wird die Möglichkeit „anderer
Räume“
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aufgerufen. Bezieht man diese Zusammenfügung zurück auf ihren Ursprung, eine
wissenschaftliche Praxis des Zitierens, kann ein Zusammenhang zwischen den hier
diskutierten künstlerischen Praktiken und der wissenschaftlichen Praxis der Verwendung
von Fußnoten hergestellt werden. Eine Fußnote dient, so Umberto Eco, „dazu Schulden zu
bezahlen“
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; indem man eine Fußnote setzt, verweist man auf die Überlegungen eines
Autors/einer Autorin, die in die eigenen mit eingeflossen sind, man erkennt sie an. Ähnlich
verhält es sich auch mit KINOa.a.O.: Die hier analysierten Projekte setzen Kino als eine
bekannte Größe, als ein Gefüge von Anordnungen und Wahrnehmungsweisen voraus, auf
das sie in unterschiedlicher Weise Bezug nehmen. Die Geschichte der Orte und Räume des
Kinos wird zur Fußnote, auf die sie sich beziehen, obgleich ihnen, von ihrer bisherigen
kunsthistorischen Resonanz her, eher der Umfang der Fußnote entsprechen würde. Wie die
Bezeichnung „a.a.O.“ auf einen Ort innerhalb des Textes und zugleich aber auf einen
anderen Text, also einen Ort außerhalb dieses Textes, verweist, befinden sich auch die hier
diskutierten Arbeiten nicht in einem klar strukturierten Verhältnis von innen und außen,
sondern in einem Verhältnis, das ähnlich wie jenes der Texte zueinander gedacht werden
kann. Erst in Bezug aufeinander und im Wissen um diese Bezüge kann der Text sich in all
seinen Ebenen entfalten. ...
Description (en)
What happens if we consider cinema no longer a black box, but an apparatus that can be shifted to different places? What are the relations that can then occur between film, place and spectators? Kino a.a.O.-cinema on an_other site- investigates the potential of site specific film screenings for contemporary European urban spaces, for the films as well as their viewers. This work takes cinema as an installational practice which reflects on the conventions of film presentation in the institutions cinema and museum. It extends institutional critique to cinema and discusses art works that engage with the material and social conditions of this institution.
Furthermore, the development of the term site specificity is traced back to the 1960es and then transcribed to site specific film projections.
Place is here considered to be an intertextual palimpsest-the projected film refers, like an (inter-)text, to other places. Through the projection, this relation as well as the actual location and its hidden layers of meaning are made visible and are added to each other, as in a palimpsest. Three contemporary projects that operate between artistic and curatorial practice were analysed because of their distinctive understanding of public spaces. IGVFest (International Guerilla Video Festival) , which is curated by Jason Waite, perceives public space as a surface of signs and inscriptions, whereas the project Kinoapparatom by Simone Schardt and Wolf Schmelter deals with semi-public spaces and the ways how the public sphere is produced through use and artistic intervention. Michelle Teran's work Friluftskino, on the other hand, engages in the impacts of borders between private and public in virtual spaces as well as their overlapping with real space